Unsere Knochen bauen sich von Kindheit an auf, mit rund 30 bis 35 Jahren ist die maximale Knochendichte erreicht. Ab diesem Zeitpunkt kommt es ganz natürlich zum Abbau. Das bedeutet: Wer bereits früh zum Aufbau einer hohen Knochendichte beiträgt, zum Beispiel über Ernährung und Bewegung, der profitiert später davon. Osteoporose ist Knochenschwund, die Substanz des Knochens baut sich ab, die Dichte verringert sich, die Knochen werden instabiler und können leicht brechen. Ein hohes Risiko haben vor allem Frauen. Sie machen, nach den Wechseljahren, 80 Prozent aller Osteoporose-Patienten aus. Der schleichende Prozess der Krankheit lässt diese oft unbemerkt. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren zu kennen und zu wissen, wie man dem Knochenschwund vorbeugen und Knochenbruch verhindern kann.
Alles auf einen Blick:
- Osteoporose ist per Definition Knochenschwund. Betroffen sind vor allem Frauen über 70. Ein wichtiges Symptom: Knochenbruch ohne starke Einwirkung von außen.
- Es gibt primäre und sekundäre Osteoporose, ausgelöst zum Beispiel durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder durch Vorerkrankungen wie Typ-1-Diabetes. Hier muss die Osteoporose-Therapie ganz anders ansetzen.
- Die Symptome werden oft falsch eingeordnet. Dadurch verliert der Patient wertvolle Zeit bei der Behandlung.
- Osteoporose-Patienten haben ein erhöhtes Frakturrisiko. Auch darauf muss die Therapie abgestimmt werden.
- Genügend Kalzium, eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung sowie regelmäßige Bewegung und gesunde Ernährung beugen dem Knochenschwund vor.
- In der Therapie können Medikamente eingesetzt werden, um chronische Schmerzen und den weiteren Krankheitsfortschritt bei den Patienten einzudämmen.
Definition: Was ist Osteoporose?
Unsere Knochen bestehen aus einem Eiweißgerüst. In diesem sind Mineralstoffe, vor allem Kalzium, eingelagert. Dabei handelt es sich um einen ständigen Umbau, von dem wir nichts merken und der durch hormongesteuerte Zellen verursacht wird. Bis etwa Mitte Dreißig verdichtet sich der Knochen, danach beginnt der Abbau. Bei Osteoporose-Patienten sind die knochenabbauenden Zellen, die Osteoklasten, aktiver als die aufbauenden Zellen, die Osteoblasten, die dafür zuständig sind, kleinere Defekte im Knochengewebe aufzuspüren und zu reparieren.
Osteoporose zählt zu den zehn häufigsten Erkrankungen weltweit, allein in Deutschland sind sechs Millionen Menschen |¹|, die meisten davon Frauen, von der mangelnden Knochendichte betroffen. Pro Jahr werden hier bei uns mehr als 300.000 osteoporotische Frakturen gezählt |²|. Sie sind schwierig zu behandeln und heilen sehr schlecht. Denn poröse Knochen wachsen nur schwer wieder zusammen und auch stabilisierende Implantate finden nur schwer Halt.
Neben der primären Osteoporose gibt es auch noch die sekundäre Osteoporose. Bei den männlichen Patienten sind es über 50 Prozent, die davon betroffen sind |⁴|. Die ursprüngliche Ursache sind hier andere Erkrankungen, wie zum Beispiel
- rheumatoide Arthritis,
- chronische Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn,
- Diabetes mellitus,
- Zöliakie,
- Epilepsie oder
- Hormonstörungen.
Es gibt Risikofaktoren, die den Verlauf der vererbten Krankheit beeinflussen. Dazu gehören Über- und Untergewicht sowie ein Vitamin-D-Mangel.
Ursachen: Ist Osteoporose vererbbar?
Die maximale Knochendichte wird durch genetische Faktoren beeinflusst. Selbst Kinder und Jugendliche können bereits vom Knochenschwund betroffen sein – das ist zwar selten, wenn es aber vorkommt, dann verursacht es unter Umständen starke Schmerzen und lebenslange Einschränkungen.
80 Prozent der Osteoporoseerkrankten sind Frauen nach den Wechseljahren |⁵| . Jede vierte Frau ab 65 Jahren ist davon betroffen |⁶| . Für Frauen ist das Risiko an Osteoporose zu erkranken fast doppelt so hoch wie für Männer. Das liegt zum einen am feingliedrigeren Knochensystem, zum anderen aber – und das ist der Hauptgrund – am Zusammenspiel der Hormone. Denn das Absinken der Östrogene mit Beginn der Menopause stimuliert knochenabbauende Zellen. Mediziner sprechen hier von postmenopausaler Osteoporose.

Welche Risikofaktoren beeinflussen den Prozess?
- Übergewicht
- Untergewicht
- Rauchen
- Alkohol
- Antibabypille
- Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel Kortisonpräparate)
Was hilft bei der Vorbeugung?
Die beste Basis ist schon in jungen Jahren die richtige Ernährung mit viel Gemüse, gesunden Fetten und Gewürzen, dazu ausreichend Kalzium.
Zusätzlich zu gesunder Ernährung kommt es auf die Bewegung an – in jedem Lebensalter. Am besten draußen, um die Vitamin-D-Aufnahme zu erhöhen. Denn Vitamin D, das wir nicht über die Nahrung, sondern nur über Sonnenlicht aufnehmen können, braucht unser Körper, um die Aufnahme von Kalzium in den Knochen zu erleichtern.

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Ein guter Body Mass Index (BMI) und eine gesunde Lebensweise verstärken den Effekt. Gerade Frauen, die sich in hormonellen Umschwungzeiten (zum Beispiel Stillzeit oder Wechseljahre) befinden, können zusätzlich mithilfe von Osteopathie eine bessere Versorgung der Knochen mit Kalzium erreichen.
Kann ich die Knochendichte auch wieder erhöhen?
Bewegung hilft in jedem Alter dabei, die Knochen zu stärken. Um gesunde Knochen zu haben, müssen Sie auch gar nicht stundenlang joggen gehen, ein halbstündiger Spaziergang am Tag kann schon nützlich sein. Studien haben belegt: Wer sich regelmäßig bewegt, hat eine höhere Knochendichte. Übrigens: Da vor allem mechanische Stoßbelastung den Knochen stimuliert, ist Seilhüpfen oder „Gummihupfen“ die beste Vorbeugung. Wenn Sie das als Kind gerne gemacht haben, haben sie bereits damals viel für Ihren Körper getan.
Symptome
Das Schwierige an der Situation ist, dass – selbst wenn man ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung hat – diese bis zu den ersten Knochenbrüchen weitgehend unbemerkt verläuft. Sind bestimmte Risikofaktoren vorhanden, liegen beispielsweise Krankheiten vor, die sich negativ auf das Skelett auswirken oder sind schon Knochen ohne große Krafteinwirkung gebrochen, ist es daher ratsam, bereits ab 50 Jahren eine regelmäßige Untersuchung auf erste Anzeichen der Erkrankung durchführen zu lassen. Ab 70 Jahren wird allgemein zu einer solchen Untersuchung geraten. Dabei wird unter anderem auch die Sturzneigung überprüft. Denn Stürze sind ein häufiger Grund für Knochenbruch. Die Ursache kann hier zum Beispiel bei Gangstörungen durch Schwindel liegen, aber auch in beginnender Parkinson-Erkrankung oder Demenz.
Auf diese Osteoporose-Symptome sollten Sie achten (Warnzeichen):
- plötzlich auftretende Rückenschmerzen
- Rückenrundbildung
- Zahnwackeln oder sogar Zahnverlust
- unerklärlicher Gewichtsverlust um mehr als zehn Prozent
- Verringerung des Abstandes zwischen Rippen und Beckenknochen
- ein „Schrumpfen“ innerhalb von einem Jahr um mehrere Zentimeter
Diagnose & Therapie
Die gute Nachricht: Die Erkrankung kann behandelt werden. Hierbei gilt: Je früher, desto besser. Die schlechte Nachricht: Leider wird sie bei den Patienten oft zu spät erkannt, entstandene Knochenbrüche werden nicht im Gesamten gesehen, die Ursache übersehen. Dadurch vergeht wertvolle Zeit für die Behandlung.
Früherkennung und Diagnose
Vor einer Behandlung wird der Arzt eine sogenannte Anamnese durchführen, Sie körperlich untersuchen und Risikofaktoren wie Rauchen abfragen.
Wie wird die Erkrankung erkannt?
Um die Knochendichte zu messen, verwenden Mediziner die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA). Dabei wird in nur wenigen Minuten gemessen, wie hoch der Mineralsalzgehalt in den Knochen ist. Die mit der DXA-Methode ermittelte Knochendichte wird als T-Wert angegeben. Bei einem T-Score zwischen 0 und 1 ist alles in Ordnung, bei einem Wert von -1 bis – 2,5 handelt es sich um eine verringerte Knochendichte, der Fachbegriff hierfür ist Osteopenie. Liegt der T-Wert bei der DXA-Knochendichtemessung unter -2,5, dann spricht man von Osteoporose |⁷|.
Zahlen die Kassen die DXA-Messung?
In der Regel zahlen die Kassen eine Knochendichtemessung nur dann, wenn bereits eine Diagnose vorliegt, zum Beispiel, weil es mehrfach ohne großen ersichtlichen Grund zu Brüchen gekommen ist. Oder wenn Sie eine Osteoporose begünstigende Grunderkrankung haben beziehungsweise über einen langen Zeitraum bestimmte Medikamente wie Protonenpumpenhemmer oder Antiepileptika eingenommen haben. ist die Erkrankung ärztlich diagnostiziert, dann zahlen die Kassen alle fünf Jahre eine Untersuchung. Sie haben sonst die Möglichkeit, die Messung selbst zu zahlen, sie kostet um die 60 Euro. Frauenärzte bieten oft eine Knochendichtemessung per Ultraschall als freiwillige Leistung an, diese ist aber lang nicht so aussagekräftig wie die Röntgenmethode.
Osteoporose-Therapie

Es handelt sich um eine Stoffwechselkrankheit des Skeletts. Bei der Osteoporose-Therapie wird unterschieden zwischen nicht-medikamentöser und medikamentöser Behandlung. Dabei muss die Behandlung der Osteoporose-Patienten exakt auf die Krankheit abgestimmt werden. Folgende Faktoren spielen hier eine Rolle:
- Bewegung
- Krankengymnastik
- Krafttraining (zum Beispiel genau abgestimmt auf ältere Menschen)
- Ernährung, die einem weiteren Knochenabbau vorbeugt
- Medikamente wie Bisphosphonate
- Sturzprävention (Vermeidung von Knochenbruch)
- Schmerzbewältigung
- eventuell Selbsthilfegruppen
Was hilft bei Osteoporose?
Die Basis jeder Therapie ist ein gesunder Lebensstil und ausreichend Bewegung. Medikamente können hier nur unterstützend wirken. Die zur Behandlung verfügbaren Medikamente greifen unterschiedlich an: Sie verhindern den Knochenabbau oder unterstützen den Knochenaufbau.
Welche Medikamente werden eingesetzt?
Vitamin-D-Präparate: Um ausreichend mit Vitamin D versorgt zu sein, müsste man täglich 5 bis 25 Minuten – je nach Jahreszeit und Hauttyp – in der Sonne sein |⁸|. Da uns das in unseren Breitengraden oft nicht möglich ist, erhalten Osteoporose-Patienten eine zusätzliche Gabe von Vitamin-D.
Bisphosphonate
Bisphosphonate werden am häufigsten in der Therapie eingesetzt. Es gibt unterschiedliche Wirkstoffe und Differenzierungen in der Wirkung, der Kombination und der Gabe. Bisphosphonate können als Infusion oder als Tabletten gegeben werden. Das Medikament ist allgemein gut verträglich. Bisphosphonate hemmen die knochenabbauenden Zellen, was zur Folge hat, dass ein weiterer Knochenabbau verhindert wird.
Östrogene
Eine Zeitlang hat man davon abgesehen, weil das Brustkrebsrisiko zu hoch schien, inzwischen greifen Mediziner wieder auf Östrogene zurück, wenn Frauen nach den Wechseljahren ein hohes Frakturrisiko haben. Allerdings unter sorgfältiger individueller Abwägung.
Welche Hilfsmittel gibt es?
- Orthesen/elastische Bandagen
- Hüftprotektoren plus Hüftschutzhosen zur Bruchprävention
- Geh-, Sitz- und Stehhilfen wie Rollator
- Adaptionshilfen wie zum Beispiel Strumpfanzieher
- Hilfen für den Alltag, wie zum Beispiel Toilettensitzerhöhung oder Duschstuhl
Osteoporose-Patienten fallen schmerzbedingt oft in eine falsche „Schonhaltung“. In der Behandlung von fortgeschrittener Osteoporose werden daher häufig Rückenorthesen eingesetzt. Diese bestehen aus elastischem Material und einer Rückenschiene, was bewirkt, dass auf den Becken- und Schulterbereich Zugkräfte einwirken. Das erinnert den Körper an die richtige Haltung, wirkt der Krümmung entgegen und lindert die Rückenschmerzen.

Es gibt unterschiedliche Formen von Orthesen. Welche Variante die beste ist, entscheidet der Arzt, der Ihnen nach der Diagnose auch das entsprechende Hilfsmittel verschreibt. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für ein Basismodell. Eventuelle Zusatzkosten müssen Sie selbst tragen. Im Sanitätshaus werden die Orthesen angepasst und nach ein paar Wochen wird in der Regel der Sitz überprüft. Denn bis dahin bereits hat sich die Haltung verändert, die Muskeln sind trainierter.
Fazit
Knochenschwund betrifft in Deutschland sechs Millionen Menschen. Doch man kann Osteoporose vorbeugen – mit Ernährung und Bewegung. Hat die Knochendichte bereits abgenommen, kommt es häufiger zu Knochenbrüchen – auch unbemerkten, zum Beispiel in der Wirbelsäule. Sie können starke Rückenschmerzen hervorrufen, ein wichtiges Symptom. Die Ursache für die Erkrankung kann zum einen vererbt sein, zum anderen hat auch der Lebenswandel einen Einfluss. Neben der primären Osteoporose gibt es noch die sekundäre Osteoporose. Diese Art von Knochenschwund kann infolge bestimmter Medikamente oder auch bestimmter Vorerkrankungen auftreten. Während die primäre Osteoporose vor allem bei Frauen auftritt, dominieren bei der sekundären Osteoporose die Männer. Bei der Therapie kommen neben Kalzium und Vitamin D unter anderem auch Bisphosphonate bei den Patienten zum Einsatz.
Quellen:
- | ¹ | Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband: Knochendichte und Knochenmasse; (06.01.2023) URL: https://www.osd-ev.org/osteoporose/knochen/knochendichte/ (letzter Abruf 05.04.2023).
- | ² | Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.: Daten und Fakten; (2014) URL: https://www.osteoporose-deutschland.de/osteoporose/daten-und-fakten/ (letzter Abruf 05.04.2023).
- | ³ | Quelle: Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose: Daten und Fakten;
URL: https://www.osteoporose-deutschland.de/osteoporose/daten-und-fakten/ (letzter Abruf 05.04.2023). - | ⁴ | Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.: Daten und Fakten; (2014) URL: https://www.osteoporose-deutschland.de/osteoporose/daten-und-fakten/ (letzter Abruf 05.04.2023).
- | ⁵ | Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Volkskrankheit Osteoporose: keine reine Frauensache; (07.03.2018) URL: https://www.endokrinologie.net/pressemitteilung/volkskrankheit-osteoporose-keine-reine-frauensache.php (letzter Abruf 05.04.2023).
- | ⁶ | Bundesgesundheitsministerium: Gesundheitliche Lage der Frauen in Deutschland; (2023) URL: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/user_upload/RKI_Gesundheitliche_Lage_der_Frauen_in_Deutschland_Screen.pdf (letzter Abruf 05.04.2023).
- | ⁷ | Ärzteblatt: Messwertinterpretation in der Osteodensitometrie: T-Wert entscheidend; (Dtsch Arztebl 1999; 96(15): A-999 / B-827 / C-775) URL: https://www.aerzteblatt.de/archiv/16618/Messwertinterpretation-in-der-Osteodensitometrie-T-Wert-entscheidend (letzter Abruf 05.04.2023).
- | ⁸ | Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D; URL: https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/vitamin-d/] (letzter Abruf 05.04.2023).