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Orthopädie

Orthopädische Einlagen: Arten, Kosten & Übernahme durch die Krankenkassen

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2023
Lesedauer: 11 Minuten
©AndreyPopov - istockphoto.com

Unsere Füße übernehmen eine bedeutende Rolle in unserem Leben, doch allzu oft vernachlässigen wir sie, bis Beschwerden oder sogar Schmerzen auftreten. In solchen Momenten treten individuell angepasste orthopädische Einlagen auf den Plan, bewährte Lösungen zur Förderung der Fußgesundheit und zur Linderung von Fußproblemen. Diese maßgeschneiderten Hilfsmittel können den Komfort unserer Füße erheblich steigern und die Grundlage für ein aktiveres und vor allem schmerzfreies Leben schaffen. Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen erfolgt dann, wenn der behandelnde Arzt Ihnen die Notwendigkeit bescheinigt. Eine Zuzahlung müssen Sie aber dennoch leisten. 

Alles auf einen Blick:

  • Orthopädische Einlagen helfen dem Körper, Fehlstellungen und Verformungen auszugleichen. Es gibt – je nach Zweck – ganz unterschiedliche Arten aus ganz unterschiedlichen Materialien. 
  • Klassische Einsatzgebiete sind Fehlstellungen, Platt- oder Spreizfüße, Arthrose, Hallux valgus und Fersensporn. 
  • Die Krankenkassen übernehmen die Versorgung und damit die Kosten, wenn Sie ein  Rezept vom Arzt vorweisen können.
  • Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist vor allem bei Fehlstellungen und Schmerzen im Fuß in der Regel kein Problem.
  • Wenn Sie orthopädische Einlagen richtig pflegen, dann halten Sie – je nachdem, wie viele Paare Sie zum Wechseln haben – teilweise sogar über ein Jahr. Allerdings sollten Sie  maßgefertigte Einlagen immer wieder auf Bruchstellen, Falten oder Risse hin überprüfen. 

Definition: Was sind orthopädische Einlagen?

80 Prozent der Deutschen haben Schuhe, die nicht richtig passen: zu lang, zu weit, zu klein.1 Besonders schlimme Folgen hat das bei Kinderfüßen, die noch wachsen.

Orthopädische Maßeinlagen gehören in der Folge zu den am häufigsten verwendeten Hilfsmitteln. Es handelt sich dabei um extra angefertigte Einlegesohlen für Schuhe, die dabei helfen, verschiedene orthopädische Probleme im Fuß- und auch Beinbereich zu behandeln. Sie dienen dazu, die Fußstellung zu korrigieren und die richtige Position zu unterstützen, zum Beispiel bei Arthrose, Spreizfüßen oder Fersensporn. 

Diese individuellen Einlagen werden in der Regel von Orthopäden verschrieben und von einem Orthopädiemechaniker in einem Sanitätshaus individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst. Im Gegensatz zu orthopädischen Schuhen, die allerdings manchmal medizinisch notwendig sind, können Sie die orthopädische Einlagenvariante in Ihre normalen Schuhe legen, sofern sie breit genug sind. 

Worin liegen die Vorteile?

  • bessere Fußunterstützung und Ausrichtung
  • Schmerzlinderung
  • Vorbeugung von Verletzungen
  • Verbesserung der Mobilität

Material

Verwendet werden für die Versorgung mit maßgefertigten Einlagen verschiedene hochwertige Materialien wie Schaumstoff oder Leder – je nach den Bedürfnissen des Patienten. 

  • Schaumstoff / Gel: effektive Stoßdämpfung
  • Kunststoff / Leder: feste Unterstützung
  • atmungsaktive Materialien: Reduktion von Schweißbildung und unangenehmen Gerüchen
  • Kork: leichtes Material, das das Gewicht des Schuhs nicht erhöht

Ihr Arzt wird eine genaue Diagnose stellen und dann das geeignete Material für die Einlagen empfehlen, um die bestmögliche Unterstützung und Linderung zu bieten. 

Wie lange ist die Eingewöhnungszeit?

Die Einlagen-Therapie benötigt eine gewisse Phase des Eingewöhnens, die meist einige Tage dauert. Während dieser Zeit kann es mit neuen Einlagen zu Beschwerden kommen wie Druckgefühl oder sogar Schmerzen an den Füßen, den Knien, der Hüfte oder im Rücken. Das liegt daran, dass der Körper bisher immer versucht hat, Fehlstellungen auszugleichen und sich jetzt erst an die richtige Stellung gewöhnen muss. Werden die Unannehmlichkeiten aber nach kurzer Zeit nicht besser, sollten Sie noch einmal das Sanitätshaus aufsuchen. 

Welche Arten von orthopädischen Maßeinlagen gibt es?

starre Einlagen: Sie bestehen aus festen Materialien wie Kunststoff und werden verwendet, um die Fußstellung zu korrigieren und zu stabilisieren. 

semi-flexible Einlagen: Sie bieten eine leichte Stoßdämpfung und bringen etwas mehr Stabilität. 

weiche Einlagen: Schaumstoff oder Gel werden hier verwendet, um zu dämpfen. 

Sporteinlagen: Sie dienen der zusätzlichen Unterstützung und Stoßdämpfung. 

sensomotorische Einlagen: Sensomotorische Einlagen sind mit der klassischen orthopädischen Einlage nicht zu vergleichen. Mit ihrer Hilfe sollen die Nervenzellen (Propriozeptoren) stimuliert werden. Dieses auch als propriozeptive Einlage bezeichnete Hilfsmittel soll physiologische Fehlhaltungen des gesamten Bewegungsapparates umprogrammieren.

Wann sind maßgefertigte Einlagen notwendig?

Plattfüße, Spreizfüße oder Fersensporn: Es gibt viele verschiedene Ausgangsituationen, die besondere Hilfsmittel erforderlich machen. Je früher eine Behandlung einsetzt, desto besser sind die Chancen auf Fußgesundheit. 

Die Rolle der Füße
In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) wird der Mensch oft mit einem Baum verglichen, wobei die Füße seine Wurzeln und damit die Verbindung zur Erde sind. Um gesund zu bleiben, muss die Lebensenergie ungehindert fließen können. Viele dieser Energiebahnen enden an den Füßen,  jedes unserer Organe ist mit einem bestimmten Punkt am Fuß verbunden und kann so – zum Beispiel mithilfe einer Fußreflexzonenmassage – auch aktiviert werden. Die Durchblutung wird auf diese Weise angeregt und die Stauung gelöst.
Frauenfuß wird massiert
Eine gekonnte Fußreflexzonenmassage ist nicht nur Wellness, sondern auch eine gute Ergänzung für orthopädische Einlagen. ©kzenon – istockphoto.com

Bei welchen Fußfehlstellungen werden vom Arzt orthopädische Maßeinlagen empfohlen?

Orthopädische Maßeinlagen können bei verschiedenen Fußfehlstellungen oder Fußproblemen auf Rezept eingesetzt werden. Sie unterstützen die Fußgesundheit und lindern eventuelle Beschwerden. Zu den Fußfehlstellungen, bei denen Einlagen empfohlen werden, gehören unter anderem: 

Plattfüße: Hier hat das Fußgewölbe zu viel Kontakt mit dem Boden. Das Gewölbe wird so unterstützt, die Fußstellung korrigiert. 

Spreizfüße: Die Abflachung des vorderen Fußgewölbes wird ausgeglichen, der Vorderfuß stabilisiert. 

Knick-Senkfüße: Das Einwärtsknicken des Fußes wird korrigiert, die Belastung auf den Beinen verteilt. 

Fersensporn: Die Ferse wird beim Laufen entlastet.

Hammerzehe: Reibung und Druck werden minimiert, die Krümmung der Zehe ausgeglichen. 

Hallux valgus: Diese Schiefstellung der großen Zehe erfordert spezielle Einlagenvarianten, die an den richtigen Stellen Aussparungen und Polster haben. Dadurch wird der Druck auf die Zehe verringert. 

Beinlängendifferenz: Die Längenunterschiede können so ausgeglichen werden, Haltung und Gang werden dadurch besser, Folgeprobleme vermieden. 

Achten Sie auf diese Symptome

  • Fußschmerzen
  • Fersenschmerzen
  • falsche Fußstellung
  • Fußdeformitäten wie Hallux valgus
  • Knieschmerzen
  • Rückenschmerzen
  • übermäßiger, vor allem einseitiger Verschleiß von Schuhsohlen
  • müde und schwere Beine

Übrigens: Auch Sportler können von dem Hilfsmittel profitieren, um die Fuß- und Beinbelastung beim Training oder Wettkampf zu reduzieren und mit passenden Einlagen Verletzungen vorzubeugen.  

Junge Frau in Sportklamotten hat Schmerzen im Knie
Knieschmerzen beim Sport können auch auf unterschiedliche Fußprobleme hinweisen. ©m-gucci – istockphoto.com


Wie werden orthopädische Maßeinlagen angefertigt?

Die Herstellung erfolgt in einigen aufeinanderfolgenden Schritten, wobei die Diagnose der wichtigste Schritt ist. Danach wird ein Abdruck des Fußes genommen. Das geschieht entweder durch 

  • Gipsabdrücke,
  • Schaumstoffabdrücke oder
  • CAD (3D-Scanning-Technologie)
Was sind CAD-Einlagen?
CAD steht für „computer-aided design“. Darunter versteht man das rechnerunterstützende Konstruieren, bei dem auf der Basis eines 3D-Scans die Einlagen digital hergestellt werden. Ganz ohne Mensch geht es aber auch hier nicht: Orthopädiemechaniker bearbeiten die Schuheinlage dann noch weiter – entsprechend der Indikation.
Schuheinlage wird individuell angepasst
Am Schluss erfolgt immer noch eine individuelle Anpassung durch einen Orthopädiemechaniker. ©Antonio Gandia Quiles – istockphoto.com

Der Abdruck liefert die Grundlage für die Einlagenfertigung. Anhand des Fußabdrucks werden die Einlagen in einer Orthopädiewerkstatt hergestellt. Die Materialien werden je nach Anforderung und den Bedürfnissen des Patienten ausgewählt. Meist kommt eine Kombination der Materialien zum Einsatz. Die Einlagen werden sorgfältig angepasst, um sicherzugehen, dass sie den gewünschten Effekt erzielen. Meist folgen dann noch einmal Feinarbeiten. Zudem werden Sie als Patient noch einmal eingewiesen, wie Sie die stützenden Einlagen am besten tragen und wie Sie sie pflegen sollen. 

Kann ich orthopädische Einlagen auch im Internet bestellen?
Sie haben die Möglichkeit, solche Schuheinlagen auch online zu bestellen, aber davon ist abzuraten. Es fehlt nicht nur die persönliche Betreuung, auch die Abmessung liegt in Ihrer Hand. Fehler, die dadurch entstehen können, können zum einen teuer werden, weil sie neu bestellen müssen und zum anderen können sie ziemliche gesundheitliche Folgeprobleme mit sich bringen.

Pflege & Haltbarkeit

Wenn Sie Ihre Einlagen gut pflegen, können Sie mindestens sechs Monate bis ein Jahr halten. Dazu sollten Sie folgendermaßen vorgehen: 

  • regelmäßig lüften
  • vor UV-Licht schützen
  • richtig trocknen bei Raumtemperatur (niemals auf der Heizung)
  • sanft reinigen mit feuchtem Tuch und etwas Seife
  • immer wieder wechseln
  • kontrollieren und auf Risse, Brüche, Falten oder gelöste Verklebungen achten

Ein Orthopädieeinlage ist ein Verschleißprodukt. Wie lange sie hält, hängt zum einen von der Pflege ab, zum anderen aber natürlich auch von der Belastung und dem Körpergewicht. Da das Material im Laufe der Zeit altert und damit seine Wirksamkeit verliert, sollte es in regelmäßigen Abständen von einem Fachbetrieb überprüft werden.

Erhalte ich die orthopädischen Einlagen auf Rezept?

Mit einem Rezept, das im Normalfall ein Orthopäde, aber manchmal auch ein Hausarzt ausschreibt, haben Sie die Möglichkeit bis zu zwei Paar Schuheinlagen pro Jahr zu erhalten, Kinder aus Wachstumsgründen auch mehr. Das gilt allerdings nur für orthopädische Einlagen und nicht für konfektionierte lose Fußstützen, die den Fuß nur polstern. Wenn Sie von der Zuzahlung bei der Krankenkasse nicht befreit sind, zahlen Sie für das Standardmodell 10 Prozent der Kosten dazu. Das sind mindestens fünf und höchstens zehn Euro. Diese Zuzahlung des Versicherten geht direkt an den Vertragspartner, also das Sanitätshaus. Mehrkosten können entstehen, wenn Sie sich für eine Art der Versorgung entscheiden, die die notwendige übertrifft.

Sensomotorische Einlagen sind in der Regel keine Hilfsmittel der gesetzlichen Krankenkasse. Das liegt daran, dass die Wirkung solcher Schuheinlagen noch nicht nachgewiesen ist. Es kann sich aber lohnen, bei der Kasse nach einem Zuschuss zu fragen. 



Fazit

Gesunde Füße sind keine Selbstverständlichkeit und es gibt zahlreiche Erkrankungen und Fehlstellungen, die sich mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung zeigen. Maßgefertigte Einlegesohlen, sogenannte orthopädische Einlagen, können hier Linderung verschaffen und den Gesamtzustand verbessern. Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse erfolgt dann, wenn Versicherte für orthopädische Hilfsmittel wie Schuheinlagen ein Rezept des Arztes vorweisen können. Sie müssen dann lediglich eine Zuzahlung leisten. Hierfür gibt es gesetzliche Festbeträge.  

FAQs

Was sind orthopädische Einlagen?

Das sind spezielle Schuheinlagen, die entwickelt wurden, um den Körper individuell bei verschiedenen Problemen – wie Deformationen der Füße, aber auch Fersensporn oder Arthrose – zu unterstützen, zu stabilisieren und Beschwerden zum Beispiel durch Abdämpfung zu lindern.

Welche Vorteile haben maßgefertigte Einlagen?

Sie sind individuell an den Fuß angepasst und bieten genaue und gezielte Unterstützung. Dadurch sind sie oft effektiver. Ein Orthopädietechniker kann ihre Anforderungen bewerten und geeignete Einlagen empfehlen.

Können Sie Fußprobleme verhindern?

Das ist orthopädisch gesehen tatsächlich möglich. Das Tragen spezieller Einlagen bietet die angemessene Unterstützung zum Beispiel bei Fehlstellungen und verringert so das Risiko weiterer Erkrankungen wie Fersensporn oder Hallux valgus.

Ersetzen orthopädische Maßeinlagen eine medizinische Behandlung?

Sie sind eine wertvolle Ergänzung, aber kein Ersatz. Orthopädische Einlagen können aber auf jeden Fall dazu beitragen, die Fußgesundheit zu unterstützen und Fußprobleme zu bewältigen.

Kann ich orthopädische Einlagen in verschiedenen Schuhen tragen?

Wenn Sie in der Größe beziehungsweise Breite kompatibel sind, ist das auf jeden Fall möglich.

Wie lange halten orthopädische Einlagen?

Das variiert je nach Faktoren wie Verwendung, Materialqualität und individuellen Verschleißmustern. Von sechs Monaten können Sie aber auf jeden Fall ausgehen, meist mehr – je nachdem, wie oft Sie die Einlagen auch wechseln.

Bekomme ich dieses Hilfsmittel auf ärztliches Rezept?

Ihr Orthopäde kann Ihnen ein Paar Einlagen verschreiben, in medizinisch begründeten Fällen verordnet er auch zwei Paar. Die Kasse wird dann die Kosten übernehmen, eine Zuzahlung wird aber notwendig sein. Dabei handelt es sich um einen Festbetrag von mindestens fünf und höchstens zehn Euro für gesetzlich Versicherte.

Quellen

1Stiftung Warentest. „Ortho­pädische Einlagen: Damit Sie besser gehen“. Stiftung Warentest, 25. Februar 2016, https://www.test.de/Orthopaedische-Einlagen-So-gehts-besser-4980184-0/.

2 Sicking, Marzena. „Orthopädische Einlagen online bestellen: Experten warnen vor Angeboten“. ARZT & WIRTSCHAFT, 30. Oktober 2021, https://www.arzt-wirtschaft.de/medizin/orthopaedische-einlagen-online-bestellen-experten-warnen-vor-angeboten/. 

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.