Ein Spreizfuß kommt nicht von heute auf morgen. Er entsteht meist bereits sehr früh in der Kindheit, bleibt aber unerkannt und damit unbehandelt. In vielen Fällen ist zu viel Gewicht der Grund für die Fehlstellung des Fußgewölbes, aber auch falsche Schuhe – oft mit hohen Absätzen – können die Ursache sein für die belastungsabhängigen Schmerzen. Frauen sind entsprechend häufiger betroffen als Männer. Die Fußverformung kann sehr schmerzhaft sein und zu Beschwerden nicht nur beim Gehen, sondern auch beim Stehen führen. Das erste Ziel einer Behandlung ist es es, zum Beispiel mithilfe orthopädischer Einlagen, die Fußmuskulatur zu stärken. Im schlimmsten Fall kann aber auch ein chirurgischer Eingriff notwendig werden.
Alles auf einen Blick:
- Sie verzichten lieber auf High Heels, weil bereits nach kurzer Zeit ein stechender Schmerz im Vorderfuß auftritt? Bei Beschwerden im Quergewölbe des Fußes ist es gut möglich, dass sich bei Ihnen ein Spreizfuß entwickelt hat.
- Die Ursachen sind meist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Eine große Rolle spielen allerdings das falsche Schuhwerk, zum Beispiel dauerhaft mit hohen Absätzen, sowie das Gewicht.
- Ein Orthopäde ist der richtige Ansprechpartner, er begutachtet die Symptome, entscheidet über die Behandlung und zieht, wenn notwendig, einen Orthopädiemechaniker hinzu.
- Die beste Behandlungsmöglichkeit der Symptome ist im frühen Stadium Fußtraining, die konservative Behandlung besteht aus orthopädischen Einlagen, passendem Schuhwerk und wenn notwendig, einer Operation.
- Ein solcher chirurgischer Eingriff sollte allerdings nur dann stattfinden, wenn entweder starke Schmerzen vorherrschen oder sich das Problem auf die Gelenke ausgewirkt hat und sich hier zum Beispiel schon erste Symptome von Arthrose zeigen.
Definition: Was ist ein Spreizfuß?
Den idealen Fuß gibt es so gut wie gar nicht, die meisten Menschen haben leicht verformte Füße. Auf der Liste der orthopädischen Beschwerden liegt der Spreizfuß, den die Mediziner auch den Pes transversoplanus nennen, allerdings ganz vorne. Es handelt sich dabei um die häufigste Fußfehlstellung, die wir in Deutschland haben.1 Durch die Spreizung des Vorfußes – der erste und der fünfte Mittelfußknochen (Metatarsalknochen) weichen von der Mitte ab – werden die Belastungszonen des Fußes verlagert und es kommt zu einer Absenkung des Quergewölbes. Dadurch wird der Vorfuß breiter, Zehendeformitäten, aber auch ein Ballenzeh, ein sogenannter Hallux valgus, können die Folge sein.

Anatomische Merkmale
Durch das Absinken des Fußquergewölbes weichen die Mittelfußknochen auseinander, der Vorfuß wird breiter und es kommt in der Folge zu einer schmerzhaften Überlastung der Mittelfußköpfchen und in der Folge zu Zehenverformungen, die ziemlich schmerzhaft sein können.
Dadurch, dass die natürliche Abrollbewegung über den großen Zeh vermieden wird und man eher über die Außenseite des Fußes abrollt, verändert sich das Gangbild. Das kann zu weiteren Problemen und Schmerzen führen, betroffen sind unter anderem die Gelenke und die Fußsohlen.
Spreiz-, Senk- oder Knick-Senk-Spreizfuß?
Bei allen drei Varianten handelt es sich um Fußfehlstellungen. Lapidar spricht man oft vom Plattfuß, tatsächlich aber gibt es hier genauere Unterscheidungen wie den Senkfuß, bei dem das Längsgewölbe des Fußes einsinkt. Häufig kommt es zu Kombinationen von verschiedenen Fehlstellungen wie beim Senk-Spreizfuß oder dem Knick-Senk-Spreizfuß. Schmerzen, langfristig auch in anderen Teilen des Körpers sind die natürliche Folge. Dazu gehören Kopfschmerzen, Hüft- oder Rückenprobleme.

Was sind die ersten Anzeichen?
Würden wir die Entwicklung der Menschheit auf einer Skala betrachten, würden wir erst seit Sekunden Schuhe tragen. Doch diese Schuhe schränken unseren Fuß oft stark ein und lassen die Muskulatur außen vor. Über die Jahre werden unsere Füße dadurch schwächlich, sind nicht mehr in der Lage, den Körper richtig gut zu stabilisieren. Ist dieser dann noch besonders schwer, wird es für die Füße erst recht schwierig, das auszugleichen. Häufig führen mehrere Faktoren zusammen bei der Spreizfußentstehung. Wird das früh genug erkannt, können Sie auch früh genug entgegenwirken, zum Beispiel durch
- Fußgymnastik, um die Fußmuskulatur zu stärken,
- das richtige Schuhwerk, das den Fuß optimal unterstützt,
- aber auch durch häufiges Barfußlaufen.

Doch worauf müssen Sie achten, um die ersten Anzeichen zu erkennen? Die ersten Anzeichen sind Schwielen und Hornhaut im Ballenbereich und Schmerzen, die vor allem beim Laufen auftreten und in Ruhe wieder nachlassen. Hier können spezielle Übungen und der Verzicht auf hohe Schuhe noch dabei helfen, gegenzusteuern. Wenn Sie bereits Schwierigkeiten haben, passendes Schuhwerk zu finden, dann ist die Erkrankung bereits weiter fortgeschritten.
Manchmal allerdings werden vor allem bei Kindern Fehlstellungen vermutet, die gar keine sind, weil sie ohne Folgen bleiben – sich sozusagen in der Pubertät „verwachsen“.2
Welche Maßnahmen können einen Spreizfuß verhindern?
Je älter man wird, desto eher nimmt auch das Fettpolster an der Fußsohle ab. Dadurch fehlt mit zunehmenden Alter die natürliche Dämpfung. So entstehen in der zweiten Lebenshälfte schneller Fußprobleme. Bei Kindern, die im Rahmen der Entwicklung bisweilen vorübergehend einen Spreizfuß haben, sollte man immer darauf achten, dass sie gute Schuhe tragen. Diese sollten richtig passen. Achten Sie zusätzlich darauf, dass das Kind möglichst viel barfuß läuft beziehungsweise sogenannte Barfußschuhe trägt, um das Fußgewölbe in Bewegung zu halten.
Wichtiger als man denkt ist regelmäßige Fußgymnastik und das Training der intrinsischen Fußmuskulatur von klein auf. Das Rollen auf Bällen, das Stehen auf Balancierkissen, das Kneten der Füße, Zehen- und Fersengang oder auch das Greifen von Gegenständen mit den Füßen lassen sich spielerisch in den Alltag integrieren und sind die beste Vorbeugung gegen die Entstehung von Fußproblemen.
Ursachen
Zu den häufigsten Ursachen gehört das Übergewicht – ein entscheidender Punkt, denn immerhin sind über 50 Prozent aller Deutschen übergewichtig.3 Aber auch sehr schlanke Menschen können unter der Fußverformung leiden, da für die Entstehung häufig mehrere Faktoren zusammenspielen.
Ist ein Spreizfuß angeboren?
Es gibt genetische Faktoren, die dazu führen können, dass bereits Kinder mit Spreizfüßen geboren werden. Das ist allerdings selten, denn rund 98 Prozent aller Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt.4
Welche Risikofaktoren gibt es?
Im Normalfall ist die Fehlformung nicht angeboren. Stattdessen begünstigen oft mehrere Risikofaktoren gemeinsam das schmerzhafte Problem. Zu den möglichen Ursachen gehören:
- Übergewicht
- durch falsches Schuhwerk verkürzte Wadenmuskulatur
- Probleme mit den Bändern und der Achillessehne
- schwaches Bindegewebe
- zu starke Belastung wie langes Stehen
- einseitige Belastung
- zu enge Schuhe
- Krankheiten wie Rheuma, Arthrose und Hirnerkrankungen
- das häufige Tragen von spitz zulaufenden High Heels

Welche Symptome treten bei einem Spreizfuß auf?
Für Betroffene wird es immer schwieriger, passende und bequeme Schuhe zu finden. Vor allem dann, wenn folgende Beschwerden hinzu kommen:
- Belastungsschmerzen im vorderen Fußbereich (Metatarsalgie)
- taubes Gefühl oder Schmerzen im Ballen, im Fußgewölbe und/oder im Zehenbereich
- Hammerzehen
- Krallenzehen
- Druckstellen
- Schwielen
- Hallux valgus
- Schneiderballen
Welche Stadien werden durchlaufen?
Da das klinische Erscheinungsbild inklusive der Beschwerden und Schmerzen sehr unterschiedlich ist, existiert in der Fachliteratur keine gebräuchliche Stadieneinteilung. Handelt es sich anfangs um ein rein funktionelles Problem, das Sie durch Spreizfuß-Übungen deutlich verbessern oder sogar beseitigen können, kann später nach gründlicher Untersuchung eine Operation notwendig werden. Es ist also wichtig, bei den ersten Anzeichen bereits zu reagieren und die betroffene Fußmuskulatur zu stärken.

Wann ist ein Arztbesuch notwendig?
Von den Schmerzen ist zum einen der Mittelfußknochen selbst inklusive der mittleren Zehen, zum anderen die Fußunterseite betroffen. Hier kommt es zusätzlich zu Schwielen, Hornhaut und Hühneraugen. Da sich die Gewichtsverteilung auf den Fuß verändert, kann sich die gesamte Statik des Körpers verändern und es können Spätfolgen in anderen Bereichen entstehen.
Wenn Sie starke Schmerzen haben oder sich bereits Entzündungen gebildet haben, spätestens dann sollten Sie für eine fachmännische Diagnose einen Arzt aufsuchen. Besser aber ist es, die Füße immer gut zu beobachten, bei der regelmäßigen Pflege auf Hornhautbildung zu achten und gleich zu reagieren, wenn einem etwas auffällt, was untypisch ist.
Welcher Facharzt ist zuständig?
Sie können natürlich einen Hausarzt aufsuchen, aber wahrscheinlich wird dieser sie sowieso an einen Orthopäden weiterverweisen, da dieser viel bessere Möglichkeiten der Diagnose für seine Patienten hat. Ist bereits eine Arthrose im Spiel, kann er die notwendigen Maßnahmen am besten abschätzen und die entsprechende Behandlung der Fehlstellung einleiten.
Eine Fehlstellung des Fußes wie der Spreizfuß sollte unbedingt behandelt werden, da er Folgeschäden, zum Beispiel an den Gelenken, an der gesamten Statik aber auch am Gangbild nach sich ziehen kann. Vorher allerdings werden intensive Untersuchungen durchgeführt, die ausschließen sollen, dass andere Therapien wie orthopädische Einlagen möglicherweise noch Erfolg hätten.
Behandlung
Ist ein Spreizfuß noch schwach ausgeprägt, dann können korrekte Schuheinlagen und eine Behandlung durch einen Physiotherapeuten die Entwicklung verlangsamen, manchmal sogar aufhalten. Genügen diese Maßnahmen allerdings nicht mehr, sind die Schmerzen zu heftig oder spielt bereits eine Arthrose mit hinein, dann kann eine Operation die Fehlstellung beheben.
Welche konservativen Maßnahmen gibt es?
Beim Spreizfuß wird die Wölbung im Quergewölbe des Fußes nicht richtig gesichert durch Bänder und Muskeln und der Fuß tritt sozusagen durch. Meistens ist es dann das zweite oder dritte Mittelfußköpfchen, das auf der Unterlage zu viel Druck bekommt.
Diese Maßnahmen wirken dem entgegen:
- Kräftigen des Fußes, zum Beispiel auf Weichschaumkissen mit Greifübungen
- beim Schuhkauf darauf achten, dass der Fuß auch vorne in der Breite genug Platz hat
- Ferse runter: flache Schuhe, viel Barfußlaufen
- orthopädische Einlagen zur Unterstützung, damit die Mittelfußknöchelchen des Vorfußes oben bleiben
Wann ist eine Operation notwendig?
Operativ behandelt werden diese Fußprobleme dann, wenn
- andere, konservative Therapien die Schmerzen nicht wirklich gelindert haben
- trotz Therapie nicht nur bei Belastung starke Schmerzen vorherrschen oder
- bereits Gelenkveränderungen beziehungsweise Arthrosen auftreten.
Durch eine OP kann die volle Belastbarkeit des Fußes wiederhergestellt werden.
Eine häufig angewandte Operationsmethode ist die „nach Weil“. Der Mittelfußknochen wird dabei kurz vor dem Mittelfußknöpfchen schräg durchgetrennt und so verschoben und gleichzeitig angehoben, dass das Mittelfußköpfchen aus der Druckzone kommt. Mithilfe einer Schraube wird die Position fixiert.4
Orthopädische Einlagen
Mithilfe schuhtechnischer Maßnahmen wie Einlagen oder Polster kann der Druck auf den Fuß verteilt werden. Damit werden die Gelenke entlastet und es kommt nicht zu Druckstellen. Möglich machen das sogenannte Pelotten, spezielle Poster, die den Mittelfuß gut stützen. Solche Einlagen können vom Arzt verschrieben werden, Sie haben aber auch die Möglichkeit, sich diese direkt bei einem Orthopädieschuhtechniker auf eigene Kosten herstellen zu lassen.
Beim Orthopädiemechaniker werden die Füße exakt vermessen. Anschließend werden individuell die richtigen Einlagen angefertigt. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für die stützenden Einlagen, eventuell mit Zuzahlung. Ebenfalls in einem Orthopädiefachgeschäft erhalten Sie Schuhe für breite Füße, in die Sie die Einlagen zusätzlich bequem einlegen können und damit Ihren Mittelfußknochen optimal unterstützen. Reicht diese nicht, weil die Verformungen bereits zu stark sind, dann erhalten die Patienten speziell angepasstes Schuhwerk mit flachem Absatz.

Fazit
Ein Spreizfuß kann zu einer echten Belastung werden. Denn die Schmerzen, die durch die Fußfehlstellung entstehen, können nicht nur sehr heftig werden, sie können sich Stück für Stück durch ein verändertes Gangbild und eine andere Statik des Körpers auch auf andere Gelenke auswirken. Umso wichtiger ist es, von klein auf die Fußknöchelchen in das tägliche Training miteinzubeziehen und auf erste Anzeichen wie Hornhautbildung und Schwielen zu achten. Bei Verdacht sollten Sie so bald wie möglich einen Orthopäden aufsuchen. Denn eine Diagnose, die früh genug erfolgt, kann Schlimmeres verhindern.
FAQs
Was ist ein Spreizfuß?
Es handelt sich dabei um eine Fußfehlstellung, bei der der vordere Teil des Fußes breiter ist als normalerweise. Dies geschieht durch eine Spreizung der Metatarsalknochen im Fuß.
Wie entsteht ein Spreizfuß?
Ein Spreizfuß kann durch verschiedene Faktoren wie Übergewicht, falsches Schuhwerk, genetische Veranlagung und Schwächen in der Fußmuskulatur entstehen.
Welche Symptome deuten darauf hin?
Typische Symptome sind Belastungsschmerzen im Ballenbereich, Taubheit oder Schmerzen im Vorfuß, Hammerzehen, Krallenzehen, Druckstellen und Hornhautbildung.
Welche Folgen kann ein unbehandelter Spreizfuß haben?
Er kann zu einem veränderten Gangbild, Gelenkproblemen, Arthrose, anhaltenden Schmerzen, Zehendeformitäten und einer beeinträchtigten Fußfunktion führen.
Wie erfolgt die Behandlung?
Die Spreizfuß-Behandlung kann konservative Maßnahmen wie Fußtraining, orthopädische Einlagen und passendes Schuhwerk umfassen. In schweren Fällen kann eine Operation erforderlich sein.
Wie kann man einem Spreizfuß vorbeugen?
Vorbeugende Maßnahmen umfassen das Tragen von passendem Schuhwerk, Fußgymnastik, Barfußlaufen und die Stärkung der Fußmuskulatur.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen, wenn man vermutet, einen Spreizfuß zu haben?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, sobald erste Anzeichen wie Schmerzen oder Deformitäten auftreten, um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung zu ermöglichen.
Quellen
1Grifka, J., und L. Perlick. „Spreizfuß und Metatarsalgie — konservative und operative Therapie“. Fuß, Steinkopff, 2000, S. 15–21.
2„Fehlstellungen der Füße“. gesundheitsinformation.de, https://www.gesundheitsinformation.de/fehlstellungen-der-fuesse.html. Zugegriffen 15. September 2023.
3„Übergewicht nach EU-Land 2021 – Statistisches Bundesamt“. Destatis.de, https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Gesundheit/Uebergewicht.html. Zugegriffen 15. September 2023.
4„Kleine Kinder gut zu Fuß“. Kinderaerzte-im-netz.de, https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/kleine-kinder-gut-zu-fuss/. Zugegriffen 15. September 2023.
5Uni-regensburg.de, https://www.uni-regensburg.de/assets/medizin/orthopaedie/documents/pat-info_fuss_web.pdf. Zugegriffen 15. September 2023.