Mit der Verantwortung für einen pflegebedürftigen Angehörigen gehen auch erhebliche Herausforderungen einher, die sich sowohl finanziell als auch physisch und emotional bemerkbar machen. Wir werfen einen Blick auf den bedeutenden Faktor häusliche Pflege, die Rolle, die die familiäre Pflege dabei übernimmt und die Unterstützung ambulanter Pflegedienste als professionelle Entlastungsmöglichkeit.
- Pflegebedürftigkeit und häusliche Pflege
- Die Rolle der Familie in der häuslichen Pflege
- Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige
- Ambulante Pflegedienste als Entlastungsmöglichkeit in der häuslichen Pflege
- Die Hilfe ambulanter Pflegedienste in Anspruch nehmen
- Familie und Pflegedienst im Einklang: Entlastung durch Kooperation
- Konstruktive Zusammenarbeit für maximale Entlastung
- Fazit
Pflegebedürftigkeit und häusliche Pflege
Pflegebedürftigkeit liegt vor, wenn eine Person dauerhaft auf Hilfe bei alltäglichen Verrichtungen angewiesen ist. Die gesetzliche Pflegeversicherung unterteilt dies in fünf Pflegegrade, die sich nach dem Grad der Selbstständigkeit des Pflegebedürftigen richten. Die Einstufung erfolgt durch den Medizinischen Dienst anhand verschiedener Module, darunter Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten sowie Fähigkeit zur Selbstversorgung.
Die Pflegegrade bestimmen, welche Leistungen Pflegebedürftige und deren Angehörige in Anspruch nehmen können. Die Einstufung erfolgt nach einem Punktesystem, das die individuelle Selbstständigkeit erfasst.
- Pflegegrad 1: Geringe Beeinträchtigungen der Selbstständigkeit (keine Geldleistungen, aber Zugang zu Entlastungsangeboten).
- Pflegegrad 2: Erhebliche Beeinträchtigungen (Pflegegeld oder Sachleistungen möglich).
- Pflegegrad 3: Schwere Beeinträchtigungen mit hohem Unterstützungsbedarf.
- Pflegegrad 4: Schwerste Beeinträchtigungen, umfangreiche Hilfe erforderlich.
- Pflegegrad 5: Schwerste Beeinträchtigungen mit besonderem Pflegeaufwand.
Die Einstufung in einen Pflegegrad ist entscheidend für den Zugang zu Pflegegeld, Pflegesachleistungen oder Kombinationsleistungen.
Die Rolle der Familie in der häuslichen Pflege
Die Pflege im häuslichen Umfeld ist für viele Betroffene die bevorzugte Wahl, da sie es ihnen ermöglicht, in der gewohnten Umgebung zu bleiben. Sie umfasst eine Vielzahl von Aufgaben, die weit über die Grundpflege hinausgehen. Neben körperbezogenen Pflegemaßnahmen wie Körperhygiene und Nahrungsaufnahme übernehmen Angehörige auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten und emotionale Unterstützung. Die emotionale Stabilität und die gewohnten Routinen, die eine vertraute Umgebung und Bezugspersonen geben, können für Pflegebedürftige ein entscheidender Faktor für die Teilhabe am Alltag sein.
Familienangehörige sind die erste Anlaufstelle, wenn ein nahestehender Mensch pflegebedürftig wird. Sie tragen eine große Verantwortung und investieren oft viel Zeit und Energie in die Betreuung. Gerade für Ehepartner, Kinder oder Enkel bedeutet dies eine erhebliche Belastung, insbesondere wenn sie gleichzeitig berufstätig sind oder eine eigene Familie haben.
Psychische und physische Belastung
Pflegende Angehörige sind oft großen psychischen und physischen Belastungen ausgesetzt. Die ständige Sorge um das Wohlergehen des Pflegebedürftigen, Schlafmangel und der Spagat zwischen Pflege, Beruf und eigenem Leben können zu Erschöpfung und gesundheitlichen Problemen führen. Je nach Schwere der Pflegebedürftigkeit kann auch eine starke körperliche Belastung hinzukommen.
Besonders herausfordernd ist die Pflege von Menschen mit Demenz oder schweren körperlichen Einschränkungen. In diesen Fällen benötigen Angehörige umfassende Unterstützung, um eine Überlastung zu vermeiden und der herausfordernden Aufgabe langfristig gewachsen zu sein.
Finanzielle Aspekte
Die Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen verbraucht sowohl zeitliche als auch finanzielle Ressourcen. Wird eine pflegebedürftige Person im familiären Umfeld betreut, sind damit häufig berufliche Einschränkungen und damit eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation verbunden.
Pflegende Angehörige können in Abhängigkeit mit ihrer individuellen Situation Pflegegeld in Anspruch nehmen. Die Leistung reichen jedoch oft nicht aus, um die tatsächlichen Kosten zu decken und finanzielle Einbußen durch berufliche Veränderungen auszugleichen. Je nach Pflegegrad beträgt das Pflegegeld zwischen 332 und 947 Euro monatlich. Zudem können Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige übernommen werden, sofern eine Pflege von mindestens zehn Stunden pro Woche erfolgt.
Unterstützungsmöglichkeiten für pflegende Angehörige
Um die große Belastung aufzufangen, die die Betreuung eines pflegebedürftigen Angehörigen mit sich bringt, gibt es eine Reihe von Unterstützungsangeboten, die pflegende Familien in Anspruch nehmen können:
- Pflegekurse: Die Pflegeversicherung bietet kostenlose Schulungen an, in denen pflegerische Techniken vermittelt und psychologische Unterstützung angeboten werden. Dies hilft, die Pflege effizienter und rückenschonender zu gestalten.
- Verhinderungspflege: Wenn die Hauptpflegeperson vorübergehend ausfällt, übernimmt die Pflegeversicherung die Kosten für eine Ersatzpflege durch ambulante Dienste oder andere Angehörige.
- Kurzzeitpflege: Pflegebedürftige können für eine begrenzte Zeit in einer stationären Einrichtung untergebracht werden, falls eine häusliche Pflege nicht möglich ist.
- Entlastungsleistungen: Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 bis 5 haben Anspruch auf monatlich 125 Euro für Unterstützungsangebote im Alltag, etwa für Haushaltshilfen oder Betreuungsdienste.
- Tages- und Nachtpflege: Teilstationäre Betreuung zur Entlastung pflegender Angehöriger.
- Renten- und Arbeitslosenversicherung: Wer einen Angehörigen mit mindestens Pflegegrad 2 pflegt und mindestens zehn Stunden pro Woche aufwendet, kann Rentenversicherungsbeiträge über die Pflegekasse erhalten.
Ambulante Pflegedienste als Entlastungsmöglichkeit in der häuslichen Pflege
Ambulante Pflegedienste bieten je nach Umfang der Pflegebedürftigkeit eine sinnvolle Ergänzung für die Betreuung im häuslichen Umfeld. Ihre umfangreichen Dienstleistungen machen es möglich, dass Pflegebedürftige in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können und betreuende Familienangehörige in der Pflege entlastet werden.
Das Leistungsspektrum ambulanter Pflegedienste ist breit gefächert und kann je nach Pflegegrad und ärztlicher Verordnung in individueller Absprache in Anspruch genommen werden.
Die Leistungen ambulanter Pflegedienste
Die Dienstleistungen, mit denen ambulante Pflegedienste in der häuslichen Pflege unterstützen, lassen sich in vier Grundbereiche einteilen.
Grundpflege
Die Grundpflege ist das Kernelement der ambulanten Pflege und beinhaltet die Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben, die aufgrund der Pflegebedürftigkeit nicht mehr selbstständig durchgeführt werden können. Dazu zählen Leistungen der Grundpflege für Pflegepersonen nach dem elften Sozialgesetzbuch („SGB XI“) wie sie der Pflegedienst Hessen-Süd in der Region Darmstadt als häusliche Pflege anbieten: Körperpflege, Mobilität, Ernährung, hauswirtschaftliche Betreuung und weitere Bereiche.
Im Detail fallen folgende Unterstützungsangebote in den Bereich der Grundpflege:
- Hilfe bei der Körperpflege: Waschen, Duschen, Baden, Mundpflege, Haarpflege.
- Hilfe beim Ankleiden und Ausziehen: Unterstützung beim Anziehen von Kleidung und Pflege von Prothesen.
- Hilfe bei der Mobilität: Unterstützung beim Aufstehen, Hinsetzen, Gehen oder beim Einsatz von Hilfsmitteln wie Rollatoren.
- Toilettenhilfe: Unterstützung bei der Benutzung von WC oder bei der Inkontinenzversorgung.
- Ernährungshilfe: Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme, beim Kochen und bei der Zubereitung von Mahlzeiten.
Behandlungspflege
Die Behandlungspflege umfasst medizinische Leistungen, die von examinierten Pflegekräften durchgeführt werden. Diese sind erforderlich, wenn pflegerische Maßnahmen medizinischer Natur sind, die ärztlich verordnet wurden.
Zu den Leistungen aus dem Bereich der Behandlungspflege gehören:
- Medikamentengabe und -überwachung
- Injektionen, Infusionen und Wundversorgung
- Blutzuckermessung und Insulintherapie bei Diabetikern
- Katheterpflege und andere spezielle medizinische Pflege
Hauswirtschaftliche Versorgung
Viele Pflegedienste bieten auch Hilfe im Haushalt an und entlasten Pflegebedürftige und die sie betreuenden Familienangehörigen zusätzlich.
Diese Unterstützung kann folgende Aufgaben umfassen:
- Reinigung der Wohnung
- Wäschepflege (Waschen, Bügeln, Aufräumen)
- Einkaufen und Mahlzeitenzubereitung
- Hilfe bei der Organisation des Alltags
Beratung und Unterstützung
Pflegedienste bieten auch Beratungsleistungen an, um pflegende Angehörige zu entlasten und ihnen zu helfen, die Pflege zu Hause besser zu organisieren und Zugang zu Pflegeleistungen zu erhalten.
Zu den Beratungsleistungen ambulanter Pflegedienste gehören:
- Pflegeberatung durch Fachkräfte
- Unterstützung bei der Antragstellung für Pflegeleistungen und -hilfen
- Information zu Entlastungsangeboten und Freizeitmöglichkeiten für pflegende Angehörige
Die Hilfe ambulanter Pflegedienste in Anspruch nehmen
Wer einen pflegebedürftigen Angehörigen im familiären Umfeld betreut und die Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch nehmen möchte, kann dies über verschiedene Wege tun.
Für bestimmte medizinische Leistungen, wie etwa Behandlungspflege, ist eine ärztliche Verordnung erforderlich. Der behandelnde Arzt stellt diese aus, und der Pflegedienst führt die Verordnungen durch.
Wenn eine Person aufgrund von Krankheit oder Alter pflegebedürftig wird, kann sie bei der Pflegekasse einen Antrag auf Feststellung des Pflegegrads stellen. Der Pflegegrad ist entscheidend für die Höhe der Unterstützung, die der pflegebedürftige Mensch durch den ambulanten Pflegedienst und die Pflegeversicherung in Anspruch nehmen darf.
Liegt nach der Prüfung auf Feststellung des Pflegegrades keine leistungsberechtigte Pflegebedürftigkeit vor oder übernimmt die Pflegekasse nicht alle gewünschten Leistungen, können diese auch privat in Anspruch genommen und aus eigenen Mitteln bezahlt werden. Meist ist eine ergänzende Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst mit finanzieller Eigenleistung günstiger als die Inanspruchnahme stationärer Alternativen.
Familie und Pflegedienst im Einklang: Entlastung durch Kooperation
Damit die Pflege im häuslichen Umfeld im besten Sinne für die pflegebedürftige Person und ihre Angehörigen umgesetzt werden kann, ist häufig eine Kombination aus familiärer Eigenbetreuung und der Unterstützung durch einen Pflegedienst sinnvoll. Eine Kooperation hat viele Vorteile und kann Entlastung auf vielfältigen Ebenen mit sich bringen.
Pflege durch Familienangehörige mit Unterstützung des Pflegedienstes
In vielen Fällen übernehmen Familienangehörige einen großen Teil der Pflege und werden durch einen ambulanten Pflegedienst bei der Grundpflege oder Behandlungspflege unterstützt. Diese Variante ist besonders dann sinnvoll, wenn die pflegebedürftige Person im häuslichen Umfeld bleiben möchte und nur punktuelle Hilfe benötigt wird.
Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege
Pflegedienste bieten meist auch eine so genannte Verhinderungspflege an. Sie ist dann sinnvoll, wenn pflegende Angehörige vorübergehend verhindert sind, zum Beispiel durch Krankheit oder wenn sie zur eigenen Erholung eine Urlaubsreise machen möchten. Hier übernimmt der Pflegedienst für eine bestimmte Zeit die Pflege, sodass die Angehörigen entlastet werden.
Volle Pflege durch den ambulanten Dienst
Wenn Angehörige nicht in der Lage sind, die Pflege zu übernehmen oder der Pflegeaufwand zu hoch ist, kann der ambulante Pflegedienst die gesamte Pflege im häuslichen Umfeld übernehmen. In diesem Fall kümmern sich die Fachkräfte um alle Aspekte der Pflege, von der Grundpflege über die Behandlungspflege bis hin zur hauswirtschaftlichen Versorgung.
Ein Umstieg auf die vollumfängliche Pflege wird häufig dann in Anspruch genommen, wenn der Grad der Pflegebedürftigkeit wächst und neben hohen körperlichen Belastungen auch verstärkt Leistungen aus dem Bereich der Behandlungspflege erforderlich sind, für die eine spezielle Ausbildung erforderlich ist.
Konstruktive Zusammenarbeit für maximale Entlastung
Ein abgestimmtes Miteinander zwischen Angehörigen und ambulanten Diensten kann die Pflege optimal gestalten und die gewünschte Entlastung bringen.
Wichtig ist zum Beispiel eine klare Aufgabenverteilung. So übernehmen Pflegedienste zum Beispiel häufig medizinische und pflegerische Aufgaben, während Angehörige emotionale und soziale Unterstützung bieten und sich um Angelegenheiten im Haushalt kümmern.
Eine regelmäßige Kommunikation gewährleistet einen reibungslosen Ablauf in Kooperationsmodellen. Absprachen zu Pflegeplänen und Bedürfnissen sind essenziell, um eine durchgehende Betreuung sicherzustellen und alle Beteiligten bestmöglich zu entlasten.
Die Kombination aus professioneller Pflege und familiärer Betreuung sollte immer wieder geprüft und bedarfsgerecht angepasst werden. Durch Flexibilität und Transparenz kann eine Betreuungssituation geschaffen werden, die alle Bedürfnisse berücksichtigt.
Fazit
Die Pflege eines Angehörigen stellt eine große Herausforderung dar, die sowohl physische, psychische als auch finanzielle Belastungen mit sich bringt. Die häusliche Pflege ermöglicht es Pflegebedürftigen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben, erfordert jedoch eine hohe Einsatzbereitschaft von Familienangehörigen. Um Überlastung zu vermeiden, stehen verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung, darunter Pflegekurse, Verhinderungs- und Kurzzeitpflege sowie finanzielle Hilfen.
Ambulante Pflegedienste spielen eine entscheidende Rolle, indem sie Familien gezielt entlasten und professionelle Pflegeleistungen erbringen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Angehörigen und Pflegediensten kann die Pflegequalität verbessern und die Belastung für alle Beteiligten reduzieren. Durch eine flexible und bedarfsgerechte Kombination aus familiärer Betreuung und professioneller Unterstützung lässt sich eine nachhaltige Pflegesituation schaffen, die sowohl dem Pflegebedürftigen als auch den pflegenden Angehörigen gerecht wird.