Sanimio.de Icon
Seniorennotruf

Hausnotruf: Funktionen, Voraussetzungen & Installation

Simone Blaß
Verfasst von Simone Blaß
Zuletzt aktualisiert: 20. November 2024
Lesedauer: 10 Minuten
© monkeybusinessimages / istockphoto.com

Stellen Sie sich vor, Sie oder ein geliebter Mensch lebt alleine und es passiert plötzlich etwas Unvorhergesehenes – ein Sturz, eine gesundheitliche Krise, und niemand ist in der Nähe, um sofort zu helfen. Genau hier kommt das Hausnotrufsystem ins Spiel. Es ist nur ein Knopfdruck, ein lebensrettender Begleiter, der im Ernstfall innerhalb von Sekunden Hilfe organisiert. Ob für Senioren, Pflegebedürftige oder Menschen, die einfach ein Stück mehr Sicherheit in ihrem Alltag wünschen, wie zum Beispiel Schwangere – ein Hausnotrufsystem kann die Gewissheit schenken, dass man nie wirklich allein ist, auch wenn es darauf ankommt.

Alles auf einen Blick:

  • Ein Hausnotrufsystem ermöglicht es Ihnen, im Notfall schnell Hilfe zu organisieren. 
  • Durch das Drücken eines am Körper getragenen Knopfes wird die Hausnotrufzentrale aktiviert – an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr. 
  • Durch einen Hausnotruf unterstützen Sie die Selbstständigkeit im eigenen Heim. 
  • Sie können zu einem Hausnotruf auch noch weitere Leistungen wie zum Beispiel das Hinterlegen des Schlüssels hinzubuchen. 
  • Wenn ein Pflegegrad vorhanden ist, ist es unter Umständen möglich, dass die Pflegeversicherung die Kosten für den Basistarif übernimmt.

Was ist ein Hausnotruf? 

Ein Hausnotrufgerät ist ein elektronisches Meldesystem, das es vor allem Senioren oder pflegebedürftigen Menschen ermöglicht, im Notfall schnell und unkompliziert Hilfe zu rufen – einfach per Knopfdruck. Dieses System besteht typischerweise aus zwei Hauptkomponenten:

  • Notrufsender: Ein tragbares Gerät, meist in Form eines Armbands, einer sogenannten Sicherheitsuhr, die fast aussieht wie eine normale Uhr oder einer Halskette, das mit einem einfach zu bedienenden Notrufknopf ausgestattet ist, um einen Hilferuf per Knopfdruck auszulösen. Es gibt auch sogenannte Funkfinger, die sehr unauffällig in der Handtasche bleiben können. Allerdings sind diese Funkfinger zum Beispiel bei einem Sturz nicht so leicht zu bedienen, da der Betroffene sie nicht am Körper trägt.
  • Basisstation: Diese wird im Wohnbereich installiert und ist mit einem Telefonanschluss verbunden, sodass im Notfall eine Verbindung zum Hausnotrufdienst hergestellt werden kann.

Das System lässt sich mit Zusatzoptionen buchen, wie zum Beispiel einer Schlüsselhinterlegung. So können Einsatzkräfte im Falle eines Notfalls so schnell wie möglich in die Wohnung gelangen und müssen die Tür nicht gewaltsam aufbrechen. 

Die Notwendigkeit eines Hausnotrufs ist für manchen schwer einzusehen. Doch ein solches Gerät zu nutzen, bedeutet nicht, ohne es völlig hilflos zu sein. Es bedeutet stattdessen, dass so schnell wie möglich Hilfe organisiert wird, wenn es zum Beispiel zu einem Sturz kommt. Aber es bedeutet auch, dass sich so die Angst vor Aktivität und damit eine gesteigerte – gefährliche – Unsicherheit gar nicht erst breitmachen.

GUT ZU WISSEN:
Für Menschen mit Demenz ist ein GPS-Tracker in der Regel die bessere Lösung. Denn sie sind oft nicht mehr in der Lage zu entscheiden, wann sie wirklich Hilfe benötigen.


Ablauf: Das passiert, wenn Sie den Hausnotruf aktivieren

  1. Im Notfall drücken Sie den Notrufknopf am Gerät. 
  2. Sie werden sofort mit einem Mitarbeiter der Hausnotrufzentrale verbunden. 
  3. Dieser alarmiert je nach Situation entweder die Vertrauensperson, einen Bereitschaftsdienst oder den Rettungsdienst.

Die Dienste, die einen Hausnotruf anbieten, sind an 365 Tagen im Jahr immer 24 Stunden lang erreichbar, also zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Was gehört zur Basisausstattung? 

  • Bereitstellung eines betriebsbereiten Hausnotrufgeräts
  • Anschluss an eine 24-Stunden-Notrufzentrale
  • Erstellung und Abstimmung eines Maßnahmenplans
  • Einleitung erforderlicher Maßnahmen im Notfall
  • Einweisung der Nutzer und beteiligten Personen in die Bedienung des Geräts
  • Selbsttest zur Überprüfung der technischen Funktionen

Diese Zusatzfunktionen sind möglich

Hausnotrufsysteme bieten teilweise Zusatzfunktionen, die über die Notrufoption hinausgehen. So erhöht sich die Sicherheit für den Nutzer erheblich. 

Sturzerkennung

Ein besonders praktisches Feature ist die automatische Sturzerkennung. Dabei ist ein spezieller Sensor im Notfallknopf eingebaut, der Stürze eigenständig registriert und zunächst einen Alarm auslöst. Sollte es sich um einen Fehlalarm handeln, kann der Nutzer dies einfach durch Drücken eines Knopfes bestätigen. Andernfalls wird automatisch die Hausnotruf-Zentrale benachrichtigt.

Ältere Frau sitzt an einem Holztisch in einer hellen Küche und montiert einen Hausnotruf. Sie trägt ein farbenfrohes gemustertes Oberteil und eine Brille. An ihrem Handgelenk ist ein schwarzes Armband mit einem roten Notrufknopf sichtbar, das zur Sicherheit dient.
Ist die Mobilität eingeschränkt, kann ein Sturz zum echten Problem werden © firina / istockphoto.com

Rauchmelder-Verknüpfung

Das Gerät lässt sich mit einem Rauchmelder verbinden und reagiert dieser, wird auch der Hausnotrufdienst informiert. Kann kein Kontakt zu der Person, die den Hausnotruf trägt,   hergestellt werden, wird sofort die Feuerwehr alarmiert.

„Alles okay”-Taste

Mithilfe dieser Funktion kann man in einem vereinbarten Zeitraum signalisieren, dass alles in Ordnung ist. Kommt diese Bestätigung nicht, dann nimmt der Hausnotrufdienst Kontakt auf.

Schlüsselhinterlegung

Mit einem solchen Notrufsystem kann in einem Notfall oder bei plötzlich einsetzender Krankheit schneller Zugang zu den Wohnräumen gewährleistet werden. Auch ohne erst mit den Familienangehörigen oder den Nachbarn gesprochen zu haben. Denn in manchen Fällen zählt jede Minute. 

GPS-Ortung und Apps

Systeme mit integriertem GPS ermöglichen eine genaue Ortung, wenn notwendig auch außerhalb der Wohnung. Die Verbindung mit Apps ist heutzutage fast schon Standard. Das bietet nicht nur zusätzliche Sicherheit, sondern auch mehr Komfort auf beiden Seiten.  

Erweiterte Dienstleistungen 

  • Vermittlung von Arztterminen
  • Weckrufe
  • Erinnerungen zur Medikamenteneinnahme


Hausnotruf: Funktion

Im Notfall, zum Beispiel bei einem Schwindelanfall oder gar einem Sturz, kann der Benutzer oft keine Hilfe mehr holen. Die Nachbarn hören einen nicht, die Angehörigen kommen erst in ein paar Tagen wieder. In einem solchen Fall kann man mithilfe eines Hausnotrufs zum Beispiel über eine Sicherheitsuhr einfach per Knopfdruck Hilfe holen. Der Funksender sendet dann ein Signal an die Basisstation, die direkt einen Verbindung zur Hausnotrufzentrale herstellt, wo Mitarbeiter sofort auf die hinterlegten Informationen zugreifen können. Die Kommunikation erfolgt über eine Freisprecheinrichtung, sodass der Nutzer direkt mit der Zentrale sprechen kann.

GUT ZU WISSEN:
Der Funksender funktioniert kabellos und hat eine gewisse Reichweite, sodass man ihn auch in verschiedenen Räumen der Wohnung und in manchen Fällen sogar außerhalb verwenden kann. So bleibt der Nutzer stets abgesichert, ohne ständig an einem Ort bleiben zu müssen.

Folgende Daten werden auf jeden Fall für die Hausnotrufzentrale hinterlegt: 

  • Adresse 
  • Zugangsmöglichkeiten zur Wohnung (ist ein Schlüssel hinterlegt?)
  • Vorerkrankungen
  • aktueller Gesundheitszustand
  • Medikamente
  • individuell vereinbarte Hilfsmaßnahmen

Diese Daten können in der Regel ganz einfach online verwaltet und geändert werden. Neben den klassischen Hausnotrufsystemen mit Notrufzentrale existieren auch Systeme, die bis zu zehn voreingestellte Telefonnummern speichern können. Diese Geräte funktionieren wie folgt:

  • Sie wählen automatisch die gespeicherten Nummern in einer festgelegten Reihenfolge.
  • Der Anruf wird erst beendet, wenn jemand den Ruf durch Drücken einer Telefontaste bestätigt.
  • Falls der Hilfesuchende nicht sprechen kann, werden automatisch Name und Adresse an die Notrufzentrale übermittelt.

Viele Anbieter bieten einen speziellen Service für Situationen, in denen sich der Nutzer nicht mehr melden kann: Es wird eine Frist vereinbart, innerhalb derer sich der Nutzer per Knopfdruck „melden“ muss. Bleibt diese Meldung aus, erfolgt ein Kontrollruf durch die Zentrale.

Installation eines Hausnotrufs: Technische Voraussetzungen

Anschluss und Bedienung des Hausnotrufgerätes sind denkbar einfach. Sie benötigen vor allem einen normalen Telefonanschluss und eine freie Steckdose – möglichst an der gleichen Wand, an der auch das Telefon angebracht ist. Klären Sie zur Sicherheit mit dem Anbieter, ob Sie das Gerät anschließen können. Wenn Sie keinen Festnetzanschluss haben, so ist es auch möglich, einen Hausnotruf über das Mobilnetz zu betreiben. 

Die Bereitstellung von Telekommunikationsdiensten ist dabei nicht Teil des Hausnotrufvertrages. Der Teilnehmer schließt hierfür einen separaten Vertrag mit einem Telekommunikationsanbieter ab, die entstehenden Kosten muss man selbst zahlen. Sollte die erforderliche Bereitstellung der Telekommunikationsdienste zeitweise oder dauerhaft nicht möglich sein (etwa bei einer Störung des Festnetzanschlusses) oder wechselt der Teilnehmer den Anbieter, muss er den Anbieter des Hausnotrufes darüber natürlich in Kenntnis setzen. 

Stromausfallsicherung

  • Notrufgeräte verfügen über einen Akku, der bei Stromausfall eine entsprechende Anzahl an Stunden Weiterbetrieb gewährleistet.
  • Bei Ausfall des Routers kann sich das Gerät möglicherweise nicht einwählen.

Reichweite und Installation

  • Die Funkreichweite des Senders beträgt in der Regel bis zu 50 Meter.
  • Bei der Installation sollte die Funktionalität in allen Bereichen der Wohnung, einschließlich Garten und Keller, getestet werden.

Anschlussoptionen

  • Bei DSL- oder ISDN-Anschlüssen sollte geklärt werden, wie das System bei Leitungsstörungen funktioniert.
  • Einige Geräte bieten optional eine SIM-Karte, um Notrufe über das Mobilfunknetz zu senden.

Viele Anbieter wie die Malteser, das Rote Kreuz (DRK) oder die Johanniter bieten einen solchen Service per Knopfdruck an und kommen zu Ihnen nach Hause, um die Möglichkeiten abzuschätzen, Ihnen die Kosten zu erklären und mit Ihnen über sinnvolle Zusatzleistungen zu sprechen. Dabei wird Ihnen auch das technische Vorgehen noch einmal ausführlich erklärt. 



Kosten

Das Hausnotrufgerät ist mehr als nur ein Notrufknopf für den Rettungsdienst – er bietet Sicherheit und ermöglicht ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden. 75 Prozent der Nutzer von Hausnotsystemen zahlen laut Verbraucherzentrale die Kosten selbst. [1] Pflegebedürftige mit mindestens Pflegegrad 1 haben Anspruch auf ein Hausnotrufsystem, wenn dies die Pflege erleichtert oder eine selbstständige Lebensführung unterstützt. [2] Das Gerät muss, damit die Pflegekasse die Kosten übernimmt, dem Pflege-/ Hilfsmittelverzeichnis entsprechen. Folgende Bedingungen sollten für eine Übernahme der Kosten durch die Pflegekasse zutreffen: 

  • Es muss mindestens Pflegegrad 1 festgestellt worden sein. 
  • Die betroffene Person lebt allein oder mit einer anderen Person zusammen, der es nicht möglich ist, in einer Notsituation ein handelsübliches Telefon zu bedienen, um Hilfe zu holen.
  • Es muss aufgrund der gesundheitlichen Umstände immer mit einem Notfall gerechnet werden.

Detailaufnahme einer Hand, die auf den roten Knopf eines Hausnotrufgeräts drückt. Das Gerät ist weiß und an einem orangefarbenen Band befestigt, das um den Hals getragen werden kann. Der Hintergrund ist unscharf, sodass der Fokus auf dem Notrufgerät und der Hand liegt.

Hausnotruf Kosten
Die Preise für einen Hausnotruf können je nach Anbieter, Leistungsumfang und individueller Situation stark variieren. Für Menschen mit einem anerkannten Pflegegrad kann aber ein Zuschuss von der Pflegekasse beantragt werden.
» weiterlesen

© Prostock-Studio / istockphoto.com


Fazit

Ein Hausnotrufgerät – das in den meisten Fällen wie eine Sicherheitsuhr aussieht – ist ein wichtiges Sicherheitssystem, das insbesondere für Senioren, Personen mit Mobilitätseinschränkungen oder chronischen Erkrankungen entwickelt wurde. Es ermöglicht den Nutzern, im Notfall schnell und unkompliziert Hilfe anzufordern. Der Nutzer trägt einen Sender, den er im Falle eines Notfalls einfach drücken kann, wodurch ein Signal an eine Basisstation in der Wohnung gesendet wird. Diese stellt dann umgehend eine Verbindung zur Notrufzentrale her, wo geschultes Personal reagiert und die notwendige Hilfe wie einen Rettungsdienst organisiert. Die Vorteile eines Hausnotrufs sind vielfältig: Er bietet nicht nur schnelle Unterstützung in kritischen Situationen, sondern erhöht auch die Sicherheit und Unabhängigkeit von Menschen, die allein leben. Zudem entlastet er Angehörige und sorgt für ein beruhigendes Gefühl, da die Notrufzentrale rund um die Uhr erreichbar ist. Moderne Systeme bieten darüber hinaus zusätzliche Funktionen wie Sturzerkennung und GPS-Ortung, was den Schutz weiter verbessert. Wird zum Beispiel ein Pflegegrad festgestellt, dann werden die Kosten von der Pflegekasse übernommen.

Quellen

[1] „Hausnotrufsysteme: Schneller Draht zur Hilfe“. Verbraucherzentrale.de, https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/pflege-zu-hause/hausnotrufsysteme-schneller-draht-zur-hilfe-10566. Zugegriffen 15. November 2024.

[2] „KVB-Internet – Homepage – Informationen zur Versorgung mit einem Hausnotrufsystem“. Bund.de, https://www.kvb.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Fuersorgeleistungen_Pflege/informationsblaetter/Hausnotruf.html. Zugegriffen 15. November 2024.

Über unsere*n Autor*in
Simone Blaß
Simone studierte Germanistik, Psychologie und Soziologie und absolvierte danach ein Volontariat bei einem lokalen Fernsehsender. Nach Zwischenstationen beim Radio und in einer PR-Agentur arbeitete sie viele Jahre als freiberufliche Redakteurin für Online-Portale und Agenturen.