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Seniorennotruf

Sturzerkennung für Senioren: Funktion, Arten und Kosten

Kathrina Haunfelder
Verfasst von Kathrina Haunfelder
Zuletzt aktualisiert: 24. Januar 2025
Lesedauer: 10 Minuten
© Toa55 / istockphoto.com

Schwindel, Demenz oder nachlassende Sehfähigkeit – all das sind Gründe, warum das Sturzrisiko bei älteren Menschen steigt. Wenn ein Familienmitglied bereits gestürzt ist oder Sie vorbeugend handeln möchten, bietet eine Sturzerkennung eine wirksame Lösung. Diese modernen Geräte erkennen Stürze mithilfe sensibler Sturzsensoren und lösen automatisch einen Alarm beim Hausnotruf aus. So wird sichergestellt, dass im Ernstfall schnell Hilfe zur Stelle ist – selbst dann, wenn die betroffene Person nicht selbst reagieren kann. Oft führen solche Unfälle nicht nur zu körperlichen Verletzungen, sondern auch zu einem Gefühl von Unsicherheit und Angst, das den Alltag stark beeinflussen kann. Besonders für ältere Menschen, die alleine leben, und ihre Angehörigen stellt dies eine große Herausforderung dar.

Alles auf einen Blick:

  • Senioren und pflegebedürftige Menschen gewinnen durch einen Sturzmelder mehr Selbstständigkeit.
  • Die integrierten Sensoren erkennen einen Sturz, wodurch im Notfall automatisch der Hausnotruf kontaktiert wird, sodass keine wertvolle Zeit verloren geht.
  • Eine Sturzerkennung ist wie die GPS-Ortung ebenfalls eine hilfreiche Funktion eines Notrufsystems für Senioren. 
  • Es gibt unterschiedliche Modelle, wobei Sie sich vor allem zwischen einem mobilen und einem stationären Notrufsystem entscheiden müssen. 
  • Besonders Notfalluhren sind praktische Modelle, da sie wie eine herkömmliche Uhr getragen werden und auch unterwegs eine gewisse Sicherheit bieten.

Was ist eine Sturzerkennung?

Ein Hausnotruf kann individuell an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden und ist oft mit einer sogenannten Sturzerkennung ausgestattet. Diese Notruffunktion verwendet moderne Sensortechnik, um Erschütterungen, wie sie bei einem Sturz entstehen, zu registrieren. Bleibt eine Rückmeldung der betroffenen Person aus, werden automatisch die Notrufzentrale und die Notrufkontakte kontaktiert. 

Studien des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass etwa ein Drittel bis ein Viertel aller Menschen über 65 Jahre mindestens einmal im Jahr stürzt. [1] [2] Solche Vorfälle können schwerwiegende Folgen haben, vor allem, wenn die betroffene Person allein ist und keine Hilfe anfordern kann. Ein Notrufsystem mit automatischer Sturzerkennung bietet hier Sicherheit – sowohl für Senioren als auch für ihre Angehörigen, die beruhigt sein können, dass im Ernstfall schnelle Unterstützung bereitsteht.

Wie funktioniert der Notruf mit Sturzerkennung? 

Moderne Sturzmelder sind mit präzisen 3D-Sensoren ausgestattet, die Bewegungsbeschleunigungen und Positionsveränderungen erfassen. Bei einem Sturz registrieren die Sensoren eine plötzliche Bewegung sowie eine abrupte Lageänderung. In einem ersten Schritt wird ein Alarm durch einen Ton oder eine Vibration ausgelöst, um zu prüfen, ob die betroffene Person reagiert.

Bleibt eine Reaktion aus und wird der Alarm nicht innerhalb weniger Sekunden deaktiviert, sendet das Gerät automatisch einen Notruf an die Notrufzentrale. Dieses zweistufige Alarmsystem trägt dazu bei, Fehlalarme zu minimieren und die Effizienz der Sturzerkennung zu erhöhen. Die Notrufzentrale ist dabei das ganze Jahr, 24 Stunden erreichbar.  

Im Vergleich zu herkömmlichen Notrufsystemen, bei denen ein Alarm manuell durch den Notfallknopf ausgelöst werden muss, bietet ein System mit Sturzerkennung einen entscheidenden Vorteil: Selbst bei einem Bewusstseinsverlust oder einer eingeschränkten Handlungsfähigkeit werden Notfallkontakte sowie die Hausnotrufzentrale automatisch alarmiert, sodass Betroffene schneller Unterstützung erhalten können.

Welche Arten von Sturzmeldern für Senioren gibt es? 

Es gibt verschiedene Notrufsysteme mit integrierter Sturzerkennung, die in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich sind. Beim Vergleich der verschiedenen Anbieter und Modelle sollten Sie nicht nur auf die Sturzerkennung, sondern auch auf zusätzliche Funktionen wie eine GPS-Ortung, einen Notrufknopf oder eine Sprachüberwachung achten. Folgende Modelle stehen zur Auswahl:

  • Stationäre Hausnotrufsysteme: Der klassische Hausnotruf wird fest im Haus installiert. Das System wird über einen Notfallknopf aktiviert und kann entweder mit dem Festnetz oder Mobilfunknetz verbunden werden. Einige Systeme erkennen mithilfe von Kameras einen Sturz und alarmieren automatisch Hilfe. Darüber hinaus gibt es intelligente Modelle, die den Strom- und Wasserverbrauch analysieren, um technische Defekte frühzeitig zu erkennen. Mithilfe künstlicher Intelligenz sollen die Systeme in Zukunft außerdem Funktionen wie Spracherkennung und Echtzeitübersetzung besitzen, sodass die Kommunikation mit der Notfallhilfe effizienter gestaltet werden kann.
  • Tragbare Sturzmelder mit GPS: Tragbare Sturzmelder sind bei Privatpersonen besonders beliebt, da sie diskret und praktisch als Schmuckstück oder Anhänger getragen werden können. Mit einem integrierten GPS-Tracker sind diese Geräte im Notfall auch außerhalb der eigenen vier Wände einsetzbar.
  • Smartwatches, Smartphones und Notrufuhren: Viele moderne Smartwatches und Smartphones verfügen mittlerweile über eine fest integrierte Sturzerkennung. Speziell entwickelte Seniorenhandys sowie Notfalluhren beziehungsweise Notfallarmbänder bieten ebenfalls diese praktische Notfallhilfe und sind leicht zu bedienen. Das Notrufarmband kann ebenfalls wie eine Uhr getragen werden und verfügt über ein Display sowie einen Notfallknopf. Die gespeicherten Notrufkontakte sowie die Notrufzentrale werden nacheinander kontaktiert, wenn dieser gedrückt wird.
  • Bodenbasierte Sturzmelder: Diese Geräte, auch Sensormatten genannt, sind mit Sturzsensoren ausgestattet und werden häufig rund um das Bett im Schlafzimmer ausgelegt. Sie erkennen Stürze zuverlässig und werden sowohl in Privathaushalten als auch in Pflegeeinrichtungen eingesetzt, wo sie besonders häufig Anwendung finden.
Pflegekraft befestigt eine Smartwatch mit Sturzsensor am Handgelenk eines älteren Menschen. Die Smartwatch ist schwarz und bietet moderne Sicherheitsfunktionen, die speziell für Senioren entwickelt wurden. Im Hintergrund ist der Senior unscharf zu erkennen, während er entspannt auf einem Sofa sitzt.
Notfalluhren mit Sturzerkennung sind besonders beliebt, da sie ein modernes Design besitzen und auch unterwegs eingesetzt werden können © Giuseppe Lombardo / istockphoto.com

Wie wird ein Notrufsystem mit Sturzmelder installiert? 

  1. Stationäre Systeme:
    Bei einem stationären Notrufsystem wird die Basisstation mit einer Stromquelle verbunden und die Sensoren in den Wohnräumen strategisch verteilt. Die Basisstation übernimmt die Aufgabe, Signale beim Falle eines Sturz zu empfangen und im Notfall automatisch den Hausnotrufdienst zu alarmieren.
  2. Mobile Melder:
    Mobile Sturzmelder, wie ein Notrufarmband, erfordern keine feste Installation. Das Armband muss lediglich eingerichtet werden, indem Notfallkontakte im System gespeichert werden. Danach sind sie sofort einsatzbereit und bieten flexible Sicherheit, auch unterwegs.

Können auch Fehlalarme bei Sturzmeldern auftreten?

Technische Fehler lassen sich nie vollständig ausschließen. Die meisten Notrufsysteme mit Sturzerkennung arbeiten jedoch sehr zuverlässig. Viele Modelle verfügen über ein zweistufiges Warnsystem: Nach der Erkennung eines potenziellen Sturzes wird zunächst ein akustisches Signal ausgelöst. Der Träger hat dann ein kurzes Zeitfenster, um den Sturzalarm manuell zu deaktivieren, bevor ein tatsächlich Notruf abgesetzt wird.



Welche Vor- und Nachteile haben Sturzmelder? 

VorteileNachteile
  • mehr Selbstständigkeit und Sicherheit für Senioren und Pflegebedürftige
  • mobile Varianten mit GPS bieten Schutz zu Hause und unterwegs
  • unauffällige, praktische Designs
  • einfache Einrichtung und Bedienung
  • Beruhigung für Angehörige: Sicherstellung schneller Hilfe
  • oft doppelte Absicherung durch zweistufiges Alarmsystem zur Vermeidung von Fehlermeldungen
  • verschiedene Ausführungen erhältlich, besonders beliebt sind Notfallarmbänder
  • fehlerhafte Sturzalarme können trotz moderner Technik auftreten
  • hochwertige Modelle mit Zusatzfunktionen können teuer sein
  • abhängig von Strom und je nach Modell von einer Internetverbindung
  • Tragen des Geräts kann als unbequem oder störend empfunden werden

Wie viel kostet ein Sturzmelder?

Die Kosten für ein Notfallsystem mit Sturzerkennung können stark variieren und hängen von 

  • der Art des Geräts, 
  • den gewünschten Funktionen und 
  • dem Anbieter

ab. Eine Notfalluhr mit einem modernen Armband für Senioren mit Basisausstattung gibt es bereits ab rund 70 Euro. Wenn Sie jedoch ein Modell mit erweiterten Funktionen wie GPS-Tracking oder Sprachüberwachung bevorzugen, sollten Sie mit Preisen von bis zu 200 Euro oder mehr rechnen. Entscheiden Sie sich für ein stationäres Hausnotrufsystem, können zusätzliche Installationskosten entstehen. Diese bewegen sich meist zwischen 60 und 100 Euro, je nach Anbieter. Bei mobilen Sturzmeldern können zudem monatliche Mobilfunkkosten hinzukommen.

Um das ideale Modell für Ihren Schutz und Ihr Budget zu finden, lohnt es sich, verschiedene Anbieter und ihre Angebote sorgfältig zu vergleichen. So stellen Sie sicher, dass Sie ein System wählen, das Ihren Alltag sicherer gestaltet und im Ernstfall zuverlässig Hilfe leistet.

Vertrag für Notfallsystem mit Sturzmelder

Sie haben die Wahl zwischen einer Prepaid-Variante oder einer SIM-Karte mit Vertrag, wobei bei der letzteren Variante monatliche Mobilfunkkosten berechnet werden. In dem Vertrag werden Punkte wie die Leistung, Kündigungsfrist und Gebühren festgehalten. Prepaid-Modelle sind ideal für eine flexiblere Nutzung. 

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für eine Sturzerkennung? 

Für einen Zuschuss ist nicht die Krankenkasse, sondern die Pflegeklasse der richtige Ansprechpartner. Für eine finanzielle Förderung müssen ein Pflegegrad und eine Notwendigkeit vorliegen. Wie für den Zuschussantrag für einen Treppenlift muss hier mindestens ein Pflegegrad 1 vorliegen. Ist noch kein entsprechendes Pflegegutachten bei Ihrer Kasse hinterlegt, müssen Sie ein solches beantragen. Die Pflegekasse kann dabei bis zu 25,50 Euro pro Monat sowie bis zu 10 Euro Installationsgebühr bereitstellen.

WICHTIG:
Die Kosten für eine Smartwatch können unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenkasse bezuschusst werden – allerdings nicht von der Pflegekasse. Voraussetzung ist, dass Ihr Arzt eine medizinische Notwendigkeit für die Anschaffung einer solchen Uhr bescheinigt. In diesem Fall können Sie direkt bei Ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme oder einen Zuschuss stellen.

Worauf sollte man beim Kauf eines Sturzmelders achten?

Die Auswahl an Anbietern und Modellen ist groß. Daher sollten Sie sich Zeit nehmen, die verschiedenen Optionen zu vergleichen und ein Modell wählen, das den individuellen Bedürfnissen entspricht. Wichtig ist, dass sich der Träger mit dem Gerät wohl fühlt. Achten Sie beim Kauf auf folgende Punkte:

  • Planen Sie ausreichend Zeit ein, falls ein Pflegegutachten für die Pflegekasse erforderlich ist.
  • Vergleichen Sie Angebote verschiedener Anbieter.
  • Informieren Sie sich über technische Daten, insbesondere die Akkuleistung.
  • Überlegen Sie, welche Zusatzfunktionen (z. B. GPS-Tracking) sinnvoll sind.
  • Setzen Sie ein festes Budget, um die Kosten im Blick zu behalten.

Sturzprävention im Alter: Welche Maßnahmen sind effektiv?

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Stürze und Verletzungen. Ein Notrufsystem in Form einer Notfalluhr mit Sturzerkennung, ist eine sinnvolle Sicherheitsmaßnahme, um im Ernstfall schnell Hilfe zu erhalten. Zusätzlich gibt es weitere Maßnahmen, die das Sturzrisiko verringern können:

  • Aktiv bleiben: Bewegungskurse, angepasst an die gesundheitlichen Voraussetzungen, stärken Muskeln und Gleichgewicht.
  • Ergotherapie: Fördert das Selbstvertrauen und unterstützt die Bewegungsfähigkeit.
  • Wohnumfeld optimieren: Stolperfallen wie lose Teppiche oder herumliegende Gegenstände beseitigen.
  • Medikamente überprüfen: Lassen Sie mögliche Nebenwirkungen von Ihrem Arzt kontrollieren, die das Sturzrisiko erhöhen könnten. Medikamente sollten niemals ohne Rücksprache abgesetzt werden. [3]
  • Fußgesundheit beachten: Eine regelmäßige medizinische Fußpflege sorgt für schmerzfreie und gesunde Füße und damit für einen sicheren Gang. So können Sie Altersbeschwerden wie Pilzinfektionen, Durchblutungsprobleme oder Hornhautbildung vorbeugen. 


Fazit

Ein Sturzmelder bietet älteren Menschen ein Plus an Sicherheit und Lebensqualität. Durch die automatische Erkennung von Stürzen und das schnelle Auslösen eines Notrufs können ernsthafte Folgen minimiert und die Reaktionszeit im Notfall erheblich verkürzt werden. So muss nicht erst ein Notrufknopf getätigt werden und ein Notruf kann auch bei einem Bewusstseinsverlust oder Ähnlichem getätigt werden. Diese Technologie schenkt nicht nur Sicherheit, sondern auch ein beruhigendes Gefühl von Selbstständigkeit – sowohl für Senioren als auch für ihre Familien. Mit der richtigen Vorbereitung und den passenden Maßnahmen lässt sich der Alltag im Alter wieder sorgenfreier gestalten. Eine Notrufuhr oder auch Notrufarmband mit zusätzlichen Notfallknopf ist ein besonders beliebtes Modell, da es praktisch und flexibel sowie unauffällig einsetzbar ist. 

Quellen

 [1] Deutsche Seniorenliga e. V. (o. J.). Sturzunfälle im Wohnumfeld vermeiden. Infobroschueren.de. Abgerufen 19. November 2024, von https://www.infobroschueren.de/uploads/DSL_Sturzunfaelle_im_Wohnumfeld_2018.pdf

[2] Gaertner, B., Scheidt-Nave, C., Koschollek, C., & Fuchs, J. (2023). Gesundheitliche Lage älterer und hochaltriger Menschen in Deutschland: Ergebnisse der Studie Gesundheit 65+. Robert Koch-Institut. https://doi.org/10.25646/11564

[3] Was ältere Menschen tun können, um Stürzen vorzubeugen. (o. J.). gesundheitsinformation.de. Abgerufen 20. November 2024, von https://www.gesundheitsinformation.de/was-aeltere-menschen-tun-koennen-um-stuerzen-vorzubeugen.html

Über unsere*n Autor*in
Kathrina Haunfelder
Kathrina studiert zurzeit Technikjournalismus und Technik-PR. Im Studium eignete Sie sich bereits die grundlegenden Kompetenzen in den Bereichen Print-, Online-, Hörfunk- und TV-Journalismus mit dem Schwerpunkt Technik an. Vor ihrem Studium absolvierte Sie eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin.